Sein Abbild: zu sehen vor dem Iduna-Hochhaus am Servitiiplatz direkt an der Promenade. Dort steht die Paul-Wulf-Skulptur – 3,5 Meter groß und beklebt mit Plakaten – und erinnert seit 2007 an einen bemerkenswerten Bürger unserer Stadt.
Paul Wulf (1921-1999), der in armen Verhältnissen aufwuchs und viele Jahre im Kinderheim verbrachte, wurde in der Zeit des Nationalsozialismus als Jugendlicher zwangssterilisiert, weil man ihm eine Lernbehinderung diagnostiziert hatte. Damit fiel er unter das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das die Nationalsozialisten bereits 1933 verabschiedeten. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges kämpfte Paul Wulf um Entschädigung und Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus. Im Kampf um Gerechtigkeit, aber auch als erklärter Antifaschist veröffentlichte er viele Ausstellungen, in denen er sich mit NS-Verbrechen und NS-Verbrechern beschäftigte, die bis weit in die Nachkriegszeit in Münster noch in Amt und Würden waren.
Zu Gast im LEBK war Paul Wulfs „Erinnerungspate“ Dr. Bernd Drücke. Er freundete sich in den 1980er Jahren mit Paul Wulf an und war ein langjähriger Weggefährte und Vertrauter. Lebendig und bewegend berichtete Bernd Drücke den Schülerinnen und Schülern von Paul Wulfs Leben und löste mit seinen Erzählungen viele Fragen und Diskussionen aus. So landeten die Klassen schließlich bei der Frage, wie wir mit heutigem Unrecht umgehen und was wir aus der Geschichte von Paul Wulf lernen können. „Lasst euch nicht ins Bockshorn jagen, lasst euch nicht für dumm verkaufen, sondern macht auf Ungerechtigkeiten aufmerksam.“ Dies ist die Botschaft, die Bernd Drücke seinen Zuhörerinnen und Zuhörern am Ende mit auf den Weg gibt.
Im Anschluss an den Vortrag haben die Schülerinnen und Schüler dem „steinernen“ Paul Wulf noch einen Besuch abgestattet und sich unter Anleitung von Bernd Drücke mit der Kunstskulptur auseinandergesetzt. Die von Silke Wagner konzipierte Skulptur wurde anlässlich der weltweit bekannten Skulpturen-Ausstellung 2007 in Münster aufgestellt. Die Schülerinnen und Schüler waren insgesamt tief beeindruckt und haben viele Fragen gestellt.