Gelebter Frieden: Besonderer Besuch aus Münsters Partnerstadt Lublin

Im März erlebten 14 Schülerinnen und Schüler der Höheren Berufsfachschule mit ihren betreuenden Lehrkräften eine besondere Begegnung. Genau ein Jahr nach der spannenden Projektfahrt nach Polen fand nun der Gegenbesuch statt. Ebenfalls 14 Schülerinnen und Schüler aus Lublin, begleitet von ihren beiden Lehrerinnen, besuchten nun unsere Schule im Rahmen des Projekts „Frieden in Europa – Verantwortung, Herausforderungen und Chancen“.

Vor dem Münsteraner Schloss

Im Friedenssaal

Über den Dächern von Münster im Café 1648

Gleich startet die Podiumsdiskussion

Das blaue Friedensbild entsteht

Die Woche war gefüllt mit spannenden Programmpunkten, neuen und alten freundschaftlichen Begegnungen und vielen inspirierenden Momenten.

Montag - Ankunft, erstes Wiedersehen und neues Kennenlernen

Nach einer langen Anreise erreichte die polnische Gruppe am Sonntagabend das Jugendgästehaus in Münster am Aasee. Trotz der Müdigkeit und einer ersten Schüchternheit war die Vorfreude auf die kommenden Tage deutlich zu spüren. Der erste Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten: Am Montagvormittag empfing uns die Bürgermeisterin Angela Stähler gemeinsam mit Joanna Harmus vom Freundschaftsverein Münster-Lublin e. V. im Friedenssaal im historischen Rathaus. 

In ihrer Ansprache betonten sie die große Bedeutung des Austauschs zwischen jungen Menschen aus den beiden Partnerstädten für ein friedliches demokratisches Europa. Alle lauschten gespannt den deutschen und polnischen Worten und spürten die historische Bedeutung des Ortes, an dem erstmalig ein Krieg mit diplomatischen Verhandlungen beendet und der Westfälische Friedensvertrag unterzeichnet wurde. 

Anschließend erkundeten die Schülerinnen und Schüler in gemischten deutsch-polnischen Kleingruppen Münsters Innenstadt bei einer spannenden Stadtrallye auf Englisch, die sie zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten führte und die mit einem schokoladigen Preis belohnt wurde. Die Lehrkräfte genossen nach einem persönlichen Stadtspaziergang währenddessen den traumhaften Blick über Münsters Dächer im Friedens-Café 1648.

 

Dienstag – Schule, Pizza und eine lebendige Podiumsdiskussion

Am Dienstag stand der Besuch in der Schule auf dem Programm. Die deutschen Jugendlichen zeigten ihren polnischen Gästen das Gebäude und nahmen sie anschließend mit in ihren Unterricht. Bei Englisch, VWL, Spanisch oder Wirtschaftsgeographie bekamen die Polinnen und Polen einen kleinen Einblick in den deutschen Schulalltag. 

Sie waren positiv überrascht von der modernen technischen Ausstattung wie zum Beispiel den elektronischen Tafeln und der schönen optischen Gestaltung des Schulgebäudes mit Fotografien, Kunstwerken und Teppichböden. Beim gemeinsamen Pizzaessen tauschten sich die Gäste mit ihren deutschen Altersgenossen über ihren Schulalltag und ihre Erfahrungen aus. Die Stimmung war gelöst und fröhlich – die ersten Freundschaften waren bereits geschlossen. 

Am Nachmittag kamen Jugendlichen zu einer besonderen Podiumsdiskussion zusammen. In gemischten Gruppen setzten sie sich mit der Frage auseinander, wie langfristiger Frieden in Europa gesichert werden kann – ein Thema von großer Bedeutung in der heutigen Zeit. Die Teilnehmenden übernahmen dabei verschiedene Rollen mit klar definierten Positionen: von national orientierten Strategien über wirtschaftlich geprägte Argumentationen bis hin zu pazifistischen Sichtweisen. Jede Gruppe präsentierte ihre Standpunkte und stellte sich anschließend dem offenen Austausch im Plenum. Geleitet wurde die Diskussion von einer Moderatorengruppe, die für einen strukturierten und fairen Ablauf sorgte. Durch gezielte Fragen regten die Moderatorinnen und Moderatoren zur Reflexion an und halfen dabei, Gemeinsamkeiten und Gegensätze herauszuarbeiten. Diskutiert wurde unter anderem, wie viel Kooperation sinnvoll ist, ohne die nationale Unabhängigkeit zu gefährden, oder wie Europa mit Bedrohungen umgehen kann, wenn Dialogbereitschaft fehlt. Trotz unterschiedlicher Meinungen gelang es den Jugendlichen, erste gemeinsame Ansätze zu formulieren und ein besseres Verständnis für andere Perspektiven zu entwickeln. Der Nachmittag war geprägt von gegenseitigem Respekt, Offenheit und dem Wunsch nach einer friedlichen und solidarischen Zukunft Europas.

 

Mittwoch – Kreativität und Teamgeist beim Gestalten der Quadratologos®

Am Mittwoch folgte der zweite große Höhepunkt der Woche: Die Schülerinnen und Schüler erstellten in Gruppen zwei sogenannte Quadratologos®, mit Netzen bespannte Leinwände. Die Idee, Leinwände als Zeichen des Friedens zu gestalten, begeisterte Manuel Franke, den Erfinder des Malsystems, so sehr, dass er das Projekt persönlich vor Ort unterstützte. Nach seiner kurzen Einführung gestalteten die 32 Schülerinnen und Schüler zwei Leinwände in den Farben blau und gelb. In den Kunstwerken stellten die Jugendlichen ihre Vorstellungen von Frieden symbolisch und künstlerisch dar, indem sie auf die Miniquadrate kleine Symbole wie Schmetterlinge, Peace-Zeichen oder Kronkorken klebten. 

Mit viel Begeisterung malten, bastelten und diskutierten sie über ihre Ideen und auch diejenigen, die zunächst noch überzeugt davon waren, nicht malen zu können, hatten schnell Spaß an dem Projekt und waren begeistert, wie sich das gemeinsame Bild nach und nach entwickelte. Die beiden Leinwände werden jeweils einen Platz an den beiden Schulen erhalten, um auch in Zukunft ein Zeichen für den Frieden zu setzen und den Zusammenhalt der beiden Partnerschulen zu symbolisieren. Der Abend klang beim gemeinsamen Bowling aus – ein unterhaltsamer sportlicher Ausgleich nach einem kreativen Tag. 

 

Donnerstag – Ein Ausflug nach Köln 

Ein weiteres Highlight war der Tagesausflug nach Köln am Donnerstag. Die beeindruckende Führung durch den Kölner Dom und die anschließende Fotorallye in deutsch-polnischen Kleingruppen durch die Innenstadt, bei der die Jugendlichen die Stadt aus neuen Perspektiven entdecken konnten, war abwechslungsreich und kurzweilig und ließ auch individuelle Zeit für Shopping oder die Besteigung des Doms. 

Ein besonders eindrucksvoller Programmpunkt war der Besuch des ELDE-Hauses, der ehemaligen Gestapo-Zentrale, die heute als Museum dient und in den historischen Räumen an die Schrecken der NS-Zeit erinnert. Der Besuch hinterließ einen bleibenden Eindruck und regte intensive Gespräche über Verantwortung, Erinnerungskultur und die Bedeutung von Frieden an.

 

Freitag – Reflexion und Abschied

Am Freitag hieß es Abschied nehmen. In einer gemeinsamen Reflexionsrunde ließen die Teilnehmenden die Woche Revue passieren. Sie tauschten sich über ihre Erfahrungen, neu gewonnenen Erkenntnisse und die vielen schönen Momente aus. Der Abschied fiel sichtlich schwer, denn in nur wenigen Tagen waren Freundschaften entstanden, die hoffentlich über diese Begegnung hinaus bestehen bleiben.

Der Besuch der Lubliner Schülerinnen und Schüler und ihrer Lehrerinnen in Münster war eine eindrucksvolle Erfahrung für alle Beteiligten. Er zeigte, wie wichtig und bereichernd internationale Begegnungen sind, und dass der Frieden in Europa nur gemeinsam erhalten werden kann. Mit vielen neuen Eindrücken, inspirierenden Gesprächen und einer gestärkten Überzeugung für ein vereintes Europa traten unsere Gäste aus Lublin schließlich ihre Heimreise an.