“Ein deutsches Mädchen” ist ein Theaterstück, das auf der Autobiografie von Heidi Benneckenstein basiert. Es erzählt die wahre Geschichte einer jungen Frau, die in einer streng rechten, neonazistischen Familie aufwächst und schließlich den schwierigen Weg aus dieser Ideologie findet. Das Stück gewährt einen schonungslosen Blick in eine abgeschottete Welt, in der Gehorsam, Hass und Feindbilder vorherrschen – und zeigt gleichzeitig, wie schwer es ist, sich davon zu lösen.
Ausdrucksstarke Schauspielerinnen
Wir hatten die Möglichkeit uns die 65-minütige Aufführung am im Stadttheater Münster anzusehen. Gespielt wurde das Stück von zwei sehr ausdrucksstarken Schauspielerinnen, die besonders den Hass auf das Feindbild und später den Hass auf das eigene Leben sehr authentisch verkörperten. Zwischendurch wurde zusammengeschnittenes Videomaterial aus Dokumentationen über die rechte Szene gezeigt.
Eine Stelle ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Als die Protagonistin ihren inneren Zwiespalt beleuchtete, gab es eingespieltes Tonmaterial von Schauspielern und Angestellten des Theaters, die über ihre intensivsten bzw. teilweise tagtäglichen Konfrontationen mit Rassismus sprachen.
Beklemmende Atmosphäre
Regie und Dramaturgie setzen stark auf persönliche Erzählungen und schaffen durch eine dichte Inszenierung eine beklemmende Atmosphäre. Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung der inneren Zerrissenheit der Protagonistin, die zwischen familiärer Loyalität, ideologischer Indoktrination und dem Wunsch nach Freiheit gefangen ist.
Stück regt intensiv zum Nachdenken an
Das Stück regt intensiv zum Nachdenken an und beleuchtet die Mechanismen von Radikalisierung, sowie die Herausforderung des Ausstiegs. Dabei wird nicht nur die persönliche Geschichte Heidis erzählt, sondern auch eine gesellschaftliche Dimension eröffnet: Wie kann es gelingen, junge Menschen aus extremistischen Strukturen zu lösen? Die Inszenierung hinterlässt Eindruck und regt zum Nachdenken an, da sie sich mit hochaktuellen Themen auseinandersetzt.