"Fake" oder "War doch nur Spaß"

Unsere 11er der Höheren Berufsfachschule hatten einen besonderen Unterrichtstag. Das Theaterensemble RADIKS aus Berlin besuchte unsere Schule, um die Thematiken Mobbing und Cyber-Mobbing mit den Schülerinnen und Schülern zu bearbeiten.

Lea weiß nicht mehr weiter

Beleidigende Kommentare auf WhatsApp, Snapchat oder Instagram, Ausgrenzung in der Schule, anonyme Anrufe oder fiese Nachrichten mit Drohungen – die siebzehnjährige Schülerin Lea weiß nicht mehr weiter. Was als „Zickenkrieg“ mit ihrer besten Freundin Nadine begann, die ihr den Erfolg als Sängerin bei einer Casting-Agentur neidet, nimmt Ausmaße an, die keiner der Beteiligten voraussehen konnte. 

Peinliche Videos

Es schalten sich einige Lehrer ein, doch die Situation ist nicht mehr schulintern zu klären. Vor allem, nachdem ein peinliches Video von Lea mit einem Alkoholabsturz auf einer Party viral geht. Lea wehrt sich nach Kräften und stellt einen selbstverfassten Rap-Song online. Doch als sie erfährt, dass Andy, mit dem sie eine Liebesbeziehung hatte, zu den Mobbenden gehört, ist sie verzweifelt. Ihr Vater will sie zu einer Anzeige bei der Polizei drängen. Lea ist am Ende und will sich das Leben nehmen. Sie kann in letzter Minute gerettet werden.

Aufarbeitung des Themas in Gesprächsrunde mit dem Theaterensemble

Dieses Stück des mobilen Theaterensembles RADIKS aus Berlin verfolgten die 7 Unterstufenklassen der Höheren Handelsschule bei einer Aufführung am vergangenen Mittwoch in der Turnhalle. Nach der Aufführung konnten die Zuschauenden Fragen stellen an die beiden Schauspieler. „Ist das eine wahre Geschichte?“, wollte eine Schülerin wissen. Die beiden Schauspieler erklären dem Publikum, dass die Geschichte der anfangs lebensfrohen und am Ende Suizid gefährdeten Lea zwar nicht genauso passiert ist, dass sie sich aber sehr eng an realen Fällen orientiert. 

Aus dem Publikum kam die Frage: „Weshalb seid ihr Schauspieler geworden?“ „Wir möchten mit euch darüber sprechen, warum Mobbing eigentlich so schlimm ist“, erklären die Schauspieler. Es ist kein Spaß und kann schlimme Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Ihre anfängliche Wut schlägt in Trauer und Angst um. Jeder Vierte der Gemobbten sieht für sich nur noch die Lösung darin, sich das Leben zu nehmen. Gemeinsam überlegen die Akteure und die Zuschauer, was man tun kann, wenn man von Mobbing erfährt? Eltern, Freunde – und vielleicht die Schulsozialarbeit oder die Lehrer um Hilfe bitten, auch wenn man sich schämt. „Für uns gilt die Schweigepflicht“, erklärt der Schulsozialarbeiter Jonas Rohwetter. 

„Kann auch die Polizei eine Lösung sein?“ Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass es Gesetze gibt, die uns schützen und dass Cybermobbing eine Straftat ist. Andy, Nadine und Jo, die Mobber von Lea, erhalten im Stück nach der Anzeige unterschiedlich hohe Strafen für ihre Lügen, Beleidigungen und Drohungen. Damit es nicht so weit kommt und was man tun kann, um eine Eskalation zu verhindern, darüber soll anschließend in den Klassen gesprochen werden. Denn: Mobbing funktioniert nur, wenn es neben den Tätern auch Mitläufer und Zuschauer gibt.